Forstwirtschaftlicher Wissenstransfer der Österreichischen Bundesforste mit Sauti Kuu erfolgreich abgeschlossen
Die Teilnehmer*innen werden ihr Wissen in Kenia nutzen und weitergeben.
„Msitu wa siku zijazo“ heißt in der kenianischen Landessprache Kiswahili so viel wie „Wald der Zukunft“ und war das zentrale Thema des vierwöchigen forstwirtschaftlichen Wissenstransfers der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) und der Dr. Auma Obama Foundation Sauti Kuu, den Oikocredit Austria unterstützte. Im Rahmen ihrer Initiativen und Projekte für einen klimafitten Wald der Zukunft sorgen die ÖBf für eine nachhaltige Bewirtschaftung ihrer Wälder. Dieses hat die 12-köpfige Delegation von Sauti Kuu in den vier Wochen, in denen sie in Österreich zur Weiterbildung war, näher kennengelernt. Die Kenianer*innen haben auch mehr darüber erfahren, wie sie in ihrem Heimatland Aufforstung betreiben und den Lebensraum Wald in Zeiten des Klimawandels nachhaltig als wirtschaftliche Einnahmequelle nutzen können.
Mehr zum Hintergrund des Projekts, der Kooperation und den ersten Aktivitäten können Sie in diesem ersten Beitrag nachlesen.
Mehr als 200 Theorie- und Praxiseinheiten
Für die Weiterbildung der Sauti Kuu-Mitglieder haben die ÖBf ein dichtes Bildungsprogramm von mehr als 200 Theorie- wie auch Praxiseinheiten entwickelt. Themen waren unter anderem Naturschutz, Aufforstung, Holzproduktion und -verarbeitung, Landschaftspflege und -vermessung, aber auch Organisations- und Besitzstrukturen. Über 60 externe wie interne Vortragende der ÖBf und sechs ehrenamtliche, von Oikocredit Austria organisierte Dolmetscher*innen haben ihren Beitrag geleistet.
Dabei hatte die 12-köpfige Delegation vom ersten Tag die Aufgabe, ein Bildungstagebuch zu schreiben. Am Ende jeder Woche, freitags, wurde das Erlernte miteinander auf Realität und Umsetzungsmöglichkeit in Kenia überprüft. Drei zentrale Fragen wurden von den Teilnehmer*innen in Vierergruppen erarbeitet: Was muss konkret getan werden – inhaltlich, aber auch für die Prozessgestaltung? Welche nächsten Schritte werden nach der Rückkehr in Kenia gesetzt? Wer übernimmt welche Aufgaben? Anhand dieser Fragen und Überlegungen haben die Teilnehmer*innen Woche für Woche eigene Projekte für die Aufforstung entwickelt, um diese nach der Rückkehr nach Kenia umzusetzen.
Workshop zur Gründung einer Genossenschaft
Für Oikocredit – auf internationaler Ebene als Genossenschaft organisiert, die auch viele Genossenschaften im Globalen Süden finanziert – war der Workshop zur Gründung von Genossenschaften von besonderer Bedeutung. Nach dem Vortrag von Hannes Anton, Geschäftsführer Bioland Burgenland eGen, an der Weinbauschule Eisenstadt erhielten die Teilnehmer*innen auch eine Führung durch die Obstgärten der Schule und wurden mit den Prinzipien der Obstbaumveredelung vertraut gemacht. Der Workshop so wie der Besuch an der Weinbauschule Eisenstadt wurde von Landeshauptmann-Stellvertreterin des Burgenlands Astrid Eisenkopf, die sich politisch für regionale und biologische Landwirtschaft einsetzt, unterstützt.
v.l.: Paul Schlögl (Bioland Burgenland eGen), Hannes Anton (Bioland Burgenland eGen), Gerlinde Kempster (Bioland Burgenland eGen), Judith Okumu, Mary Oduor, Astrid Eisenkopf (LH-Stv. Burgenland), Rose Otieno, Rose Adongo, Jane Okello, Eva Ackerl (Direktorin der Weinbauschule Eisenstadt), Bella Aluko, Michael Onyango, Millicent Oluoko, Boaz Ochome, Michael Obwayo, Tina Rosenkranz (ÖBf), Maja Spnulovic (Oikocredit Austria), Doris Schröder (Dolmetscherin), Patricia Omedo (Copyright: Hans-Christian Siess)
Die Programmteilnehmer*innen haben beim Workshop für sich herausgearbeitet, welchen Nutzen der Zusammenschluss zu einer Genossenschaft hat und welche ersten Schritte gesetzt werden müssen, um eine Genossenschaft gründen zu können. Bisher haben die Sauti Kuu-Mitglieder als individuelle Bauern und Bäuerinnen am Markt agiert, die oft nur Subsistenzwirtschaft betrieben haben. In Zukunft wollen sie sich zusammenschließen, mehr produzieren und ihre Produkte Supermärkten oder Restaurants anbieten, um gemeinsam bessere Preise für ihre Lebensmittel zu erzielen. Das soll die Gemeinschaft stärken und höhere Einkommen für die Familien am Land generieren.
Empfang bei Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer
v.l.: Lisa Holzinger (Oikocredit Austria), Sofia Bresadola (Dolmetscherin), Norbert Putzgruber (ÖBf), Désirée Schweitzer (Sektionsleiterin der Sektion VII, Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten), Helmut Wagner (Oikocredit Austria), Patricia Omedo, Raymond Abudho, Rudolf Freidhager (ÖBf Vorstand), Millicent Oluoko, Jane Okello, Bella Aluko, Tina Rosenkranz (ÖBf), Judith Okumu, Roland Kautz (ÖBf), Doris Schmidauer, Rose Otieno, Alexander Van der Bellen, Jack Andersohn (Oikocredit Austria), Michael Obwayo, Michael Onyango, Rose Adongo, Boaz Ochome, Mary Oduor, Sonja Bognar (Präsidentschaftskanzlei), Melanie Frühstück (Oikocredit Austria) (Copyright: HBF/Lechner)
Doris Schmidauer, Ehefrau des österreichischen Bundespräsidenten Alexander Van der Bellen, hat 2021 die Schirmherrschaft der Sauti Kuu-Projekte in Österreich übernommen und dabei nicht nur zahlreiche motivierte Projektpartner in Österreich ins Boot geholt, sondern auch das Interesse des Bundespräsidenten an der Arbeit von Sauti Kuu geweckt. So haben Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer die Delegation am 9. Juni im Wald der Zukunft der ÖBf nahe Wieselburg getroffen und sich ein Bild von den Feldbesuchen der Gruppe gemacht. Am 3. Juni war auch Elke Büdenbender, Ehefrau des deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, zu Besuch in Österreich. Büdenbender hat 2021 die Schirmherrschaft der Sauti Kuu Projekte in Deutschland übernommen. Um sich ein Bild über den Projektablauf zu machen und die Teilnehmer*innen von Sauti Kuu kennenzulernen, besuchte sie gemeinsam mit Doris Schmidauer und Auma Obama das Projekt der ÖBf.
Um den Abschluss des Bildungsaufenthalts und den Abschied der Programmteilnehmer*innen gebührend zu feiern, luden Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Doris Schmidauer alle Teilnehmer*innen, ÖBf, Dolmetscher*innen und Oikocredit Austria zu einem Empfang in die Hofburg ein. Aufmerksam lauschte der Bundespräsident den Erzählungen der kenianischen Landwirt*innen und erfuhr, was sie in den vier Wochen gelernt haben und welche Projekte sie dann bald in ihrer Heimat umsetzen werden.
v.l.: Helmut Wagner (Oikocredit Austria), Millicent Oluoko, Alexander Van der Bellen, Doris Schmidauer, Patricia Omedo, Boaz Ochome, Michael Obwayo, Désirée Schweitzer (Sektionsleiterin der Sektion VII, Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten) (Copyright: HBF/Lechner)
Zurück in Afrika geht es an die Umsetzung des Erlernten
Mit dem Programm der ÖBf wurden die Sauti Kuu-Mitglieder mit Wissen ausgestattet, Bäume zu pflanzen und zu pflegen, um der Entwaldung entgegenzuwirken und den Wald nachhaltig für ihre Lebensgrundlage zu nutzen. Nutzen die Landwirt*innen von Sauti Kuu einen Anteil ihres Landes forstwirtschaftlich, erhöht dies die Bodenqualität und die Fruchtbarkeit der Böden. Nach Niederschlägen können die Böden mehr Wasser speichern, und natürlich spenden die Bäume auch Schatten für Menschen, Tiere und Pflanzen.
Aber nicht nur die zwölf Teilnehmer*innen selbst profitieren von diesem Know-how. Sie werden dieses an andere Mitglieder von Sauti Kuu weitergeben – das sind mehr als 200 Kleinbäuerinnen und -bauern. Das Bewusstsein für die Bedeutung des Waldes soll weitergegeben und für die nächsten Generationen bewahrt werden.
Weiters ist der Aufbau einer Baumschule geplant, die die Bauern und Bäuerinnen der Umgebung mit Stecklingen versorgen soll. Eine solche Einrichtung fehlt bisher. Außerdem berichteten die Teilnehmer*innen, dass Frauen in Kenia nicht berechtigt sind, alle Arten von Bäumen zu pflanzen. Der Landbesitz ist durch eine alte Tradition beschränkt, soll nun aber in Zusammenarbeit mit Schulen und Kindern aufgebrochen werden.
Die Kooperation mit Sauti Kuu geht weiter
Die Sauti Kuu-Stiftung (SKF) hat Anfang des Jahres mit einem Agri-Entrepreneurship Training für junge Erwachsene an ihrem Standort in Kenia begonnen. Im Rahmen des Austauschprogramms „SKF Agri Exchange Programm 2022“ erhalten 15 Trainees nun von 22. August bis 16. September eine Weiterbildung im Bereich Lebensmittelproduktion und Lebensmittelverarbeitung an der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Francisco Josephinum in Wieselburg. Das Austauschprogram wird vom LH.-Stv. Niederösterreich Stephan Pernkopf unterstützt und von uns in Zusammenarbeit mit dem Francisco Josephinum, der Landwirtschaftskammer Niederösterreich und der Landjugend Niederösterreich umgesetzt.
Im Zuge dieses zweiten Bildungsprojekts, das Oikocredit Austria heuer durchführt, laden wir unsere Vereinsmitglieder am 10. September 2022 zu einem Kennenlernen mit den Teilnehmer*innen des Programm ein. Nähere Informationen zur Veranstaltung „Mit Oikocredit um die Welt“ mit Schwerpunkt Kenia folgen im August.