Die soziale Wirkung weiter stärken
Oikocredit International-Geschäftsführerin Mirjam 't Lam über das Jahresergebnis 2021 und die Strategie 2022-2026.
Wenn wir auf 2021 zurückblicken, können wir stolz auf das Jahr sein, das wir hatten. Trotz der weltweiten Pandemie zeigten sich unsere Partnerorganisationen, Kolleg*innen, Anleger*innen und andere Mitglieder unseres globalen Netzwerks solidarisch, um die wirtschaftlich benachteiligten Menschen und Gemeinschaften, denen wir verpflichtet sind, weiter zu unterstützen.
Es war außerdem ein Jahr der finanziellen Erholung für Oikocredit: Wir erzielten ein positives Ergebnis von 15,3 Millionen Euro, verglichen mit einem Verlust von 22,2 Millionen Euro im Jahr 2020. Die meisten unserer Partner waren 2021 besser in der Lage, die Pandemie zu bewältigen und konnten ihre Darlehen wieder an uns zurückzahlen. Daher mussten wir ihnen im vergangenen Jahr keine verlängerte Rückzahlungsfristen mehr gewähren. Tatsächlich hatten wir Ende 2021 nur noch fünf Partner mit Zahlungsaufschub (im Vergleich zu 69 im Jahr 2020), und von diesen fünf haben vier bereits mit der Rückzahlung ihrer Darlehen begonnen.
Auch die Nachfrage nach neuen Darlehen und Investitionen nahm zu. Das heißt also, dass unsere Partner in der Lage sind, ihre Kund*innen weiterhin zu servicieren und auch neue Möglichkeiten sehen, vulnerable Menschen und Gemeinschaften mit Finanz- und anderen Dienstleistungen zu unterstützen.
Das bei uns angelegte Kapital ist ebenfalls gestiegen. Das zeigt das Engagement unserer Mitglieder und Anleger*innen für die Arbeit von Oikocredit, für welches wir sehr dankbar sind. Nur durch das Kapital unserer Anleger*innen, mit dem wir unsere Partner finanzieren, können wir wirtschaftlich benachteiligte Menschen erreichen.
Positive Entwicklungen bei den Rückstellungen für Kreditausfälle trugen ebenfalls wesentlich zu unserem positiven Ergebnis bei, ebenso wie die Kontrolle unserer Betriebskosten. Mehr über diese und andere Faktoren, die zu unserem positiven Ergebnis beigetragen haben, können Sie im Jahresbericht nachlesen. Insgesamt sind wir zu einem mehr oder weniger „normalen“ bzw. zu einem wie vor der Pandemie vorhandenen Portfolio zurückgekehrt, was eine gute Sache ist.
Bewältigung von Herausforderungen und weitere Unterstützung unserer Partner
Was unser Beratungs- und Schulungsangebot betrifft, so waren wir froh, dass wir im dritten und vierten Quartal 2021 wieder damit beginnen konnten, unsere Partner vor Ort zu unterstützen. In der ersten Jahreshälfte war es aufgrund von Covid-Einschränkungen schwierig, zu den Partnern zu reisen und sich mit ihnen zu treffen. Und obwohl wir sie weiterhin digital unterstützen, ist es wichtig, auch vor Ort zu sein, damit wir ihre Bedürfnisse richtig einschätzen können.
Es war unglaublich, welche Flexibilität und Kreativität unsere Partnerorganisationen während der Pandemie bewiesen haben. Viele von ihnen mussten ihre Geschäftsmodelle und Arbeitsweisen anpassen, um ihre Geschäfte weiterführen zu können, und das ist sehr inspirierend. Bestrebungen im Bereich der Digitalisierung (z. B. Online- und Mobile-Banking) gab es schon vorher, aber seit der Pandemie haben sie richtig Fahrt aufgenommen. Unsere jüngste Umfrage zur Selbstwahrnehmung der Kund*innen hat gezeigt, wie versiert die Kund*innen unserer Partner seit der Pandemie mit digitalen Anwendungen geworden sind.
Gleichzeitig sehen sich einige unserer Partner immer noch mit Schwierigkeiten konfrontiert. Die Lieferketten in der Landwirtschaft zum Beispiel laufen nach wie vor nicht reibungslos. Wir müssen also weiterhin die Bedürfnisse unserer Partner im Auge behalten, da es jederzeit möglich ist, dass weitere Probleme auftauchen, die große Auswirkungen auf die Volkswirtschaften haben.
Spannende Vorhaben für unsere neue Strategie 2022-2026
Trotz der Fähigkeit der Menschen, sich anzupassen, hat Covid-19 die Armen stärker getroffen als die Reichen, was zu einer Zunahme der weltweiten Armut geführt hat. Dies macht unsere Arbeit aktueller denn je. Und es gibt weitere Probleme wie die Auswirkungen des Klimawandels, die Menschen in Armut oder an der Grenze zu dieser gefährden. Gefährdete Gemeinschaften haben einen großen Bedarf an Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und wir haben erkannt, dass wir und unsere Partner mehr tun müssen, wenn wir die Lebensqualität von wirtschaftlich benachteiligten Menschen und Gemeinschaften nachhaltig verbessern wollen.
Aus unserer Sicht kann die notwendige Widerstandsfähigkeit am besten auf kommunaler Ebene gestärkt werden. Nachdem wir uns bei unseren Partnerorganisationen nach den größten Bedürfnissen ihrer Kund*innen erkundigt haben, haben wir beschlossen, im Rahmen unserer neuen Strategie 2022-2026 mit den Partnern an gemeinschaftsorientierten Projekten in den Bereichen Wasser- und sanitäre Versorgung, Wohnraum, Abwasserentsorgung und kommunale Infrastruktur zu arbeiten. Unsere Partner sind die wahren Experten in diesen Bereichen, daher ist eine enge Zusammenarbeit mit ihnen bei diesem neuen gemeinschaftsorientierten Ansatz von entscheidender Bedeutung.
Der Großteil unserer Arbeit wird weiterhin in den bestehenden Bereichen finanzielle Inklusion, Landwirtschaft und erneuerbare Energien stattfinden, aber wir wollen einen ganzheitlicheren Ansatz verfolgen, um eine effektive und nachhaltige Wirkung zu erzielen.
Alles in allem können wir mit der Stabilität, die wir 2021 erlangt haben, zuversichtlich in die Zukunft blicken und im Jahr 2022 neue Wege beschreiten. Wir sind weiterhin dankbar für die kontinuierliche Unterstützung durch unser globales Netzwerk und die engagierten Menschen, die alles, was wir tun, erst möglich machen.